Die Aufgabe von "Kunst im öffentlichen Raum" ist es, Öffentlichkeit zu diskutieren, indem sie an spezifischen Orten künstlerische Anstöße zur Auseinandersetzung gibt und damit die Bevölkerung zum Mitdenken bei Fragen der Dorfentwicklung mobilisiert.
Die Grundidee war, die Straßentafeln durch eine einfache Form, die gleiche Grundfarbe wie im Gemeindewappen sowie mit der gleichen Schrifttype zu vereinheitlichen und somit für Göfis eine charakteristische, einheitliche, eigentümliche aber auch überschaubare und orientierungserleichternde Beschilderung zu erzielen.
Aufgrund der Weitläufigkeit der Gemeinde Göfis mit 13 Parzellen, wurden die Straßentafeln der jeweiligen Parzelle neben dem Straßenamen zusätzlich mit einem Symbol besetzt. Dieses Symbol charakterisiert das Sprachtypische, die jeweilige Parzellen-Bezeichnung, somit das Örtliche und bildet auch die Brücke zu den Hausnummern.
Die Parzellensymbole treten dann nebst dem Straßennamen und der Hausnummer auch wieder bei den Hausnummerntafeln auf und charakterisieren die Zugehörigkeit zur Parzelle. Auch bei den Hausnummerntafeln wurden die drei Grundfarben des Gemeindewappens, gelb, rot und grün verwendet.
Der Vorarlberger Künstler Eugen Jussel (1912 Feldkirch-Levis bis 1999 Lustenau) schmückte 1960 das Stiegenhaus der neuerbauten Schule mit einer Wandmalerei. Bei seinem Entwurf bezog er den Lauf der Treppe in die Gestaltung mit ein und schuf ein Bild, dessen Gesamtkomposition über das Erdgeschoss und zwei Stockwerke reichte und auf Weitsicht angelegt war. Im Zuge des nun erfolgten Um- und Neubaues der Schule konnte das Wandgemälde zwar vor der zuvor geplanten völligen Zerstörung gerettet werden, es wurde aber durch das Einziehen von zwei Stockwerksdecken in drei Teile geteilt. Nur durch einen schmalen verglasten Sichtschlitz in den Fußböden kann die Wandgestaltung zur Not noch als ursprünglich zusammenhängendes Werk gesehen werden. Der erforderliche Betrachtungsabstand und die Gesamtwirkung ging dabei aber verloren.
Ein gewaltsamer Schnitt durch den Altbestand
Das heutige Erscheinungsbild der Wandmalerei Eugen Jussels ist zwar eine „Notlösung“ und eine „Verstümmelung“ des Werks, dennoch hat auch dieser Kompromiss seinen Reiz.
Einerseits verweist der erfolgte „gewaltsame“ Schnitt durch den Altbestand sehr eindringlich auf die Geschichtlichkeit der Schule und den Wandel der Wertsysteme: Die abgeschnittenen Treppenreste wirken selbst wie archäologische Fundstücke, ähnlich wie die von Eugen Jussel in seinem Wandgemälde verwendeten Versatzstücke der europäischen Kulturgeschichte: Säule, Amphoren, griechische Krieger, römische Wölfin etc. Der Künstler hatte ja entlang des Weges beim Hochgehen vom Erdgeschoss bis in den oberen Stock sozusagen die Kulturleistungen und Werte des christlich-römischen Abendlandes und den vorherrschenden Bildungskanon für die Schüler und Besucher der Schule bildlich dargestellt. Ganz unten finden sich „archäologische Bodenfunde“ – Keramiken und Steinfundamente, dann die ersten künstlerischen Glanzleistungen in Form der altsteinzeitlichen Höhlenmalerei der Wildpferde von Lascaux. Es folgen nach oben ansteigend Symbole der humanistischen Bildung mit dem Vorbild der alten Griechen und Römer, flankiert von der christlichen Kirche mit den vier Evangelistensymbolen. Andererseits gingen zwar die Einheit und der Gesamtblick auf die Komposition verloren, in den obenliegenden Klassenräumen und im kleinen Foyer im Erdgeschoss können aber die Schüler nun ganz aus der Nähe die Details des gedrittelten Gesamtbildes betrachten.
Neue Prunkstücke der Schule
Neue Prunkstücke der Schule sind nun der großzügige, von Tageslicht durchflutete Sportsaal, die alternative Hackschnitzelheizanlage und die moderne Architektursprache.
Dr. Rudolf Sagmeister, Kurator im Kunsthaus Bregenz
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